Künstler haben es im anhaltenden Lockdown bekanntlich schwer. Umso erfreulicher ist es, wenn Musiker neue Ideen entwickeln oder bestehende Wege ausbauen. Zwei Beispiele dafür sind Frank Keller aus Haibach und sein Musiker-Kollege Frank Metzner aus Krombach. Frank Keller besucht die Reporterin am sonnigen Montagnachmittag und sie wird herzlich von ihm und seiner Katze Pebbles begrüßt.
Im ersten Stock hat sich der 52-Jährige eine schicke Ecke eingerichtet, um seit Mitte Mai 2020 eine neue Idee umzusetzen: Der Sänger und Gitarrist nimmt auf Bestellung ein- bis zweiminütige Musikvideos auf, zu denen er die persönliche Grußbotschaft des Kunden verkündet. »Als Gitarrist musste ich mich zu Beginn erst mal fit machen für den Multimedia-Bereich«, bekennt er.
»Herzenssachen-Video«
Gemeinsam mit dem Wunsch-Titel ist das Video ein »persönliches, puristisches und emotionales Geschenk« zu vielfältigen Anlässen. Keller nennt sein neuestes Projekt »Herzenssachen-Video«. Denn sowohl die Auftraggeber als auch die Beschenkten und er selbst sind mit dem Herzen dabei. Per Whatsapp können die 20 bis 30 Megabyte großen Dateien verschickt werden. In der Regel öffnet der Kunde das Video bei einem Treffen mit dem Beschenkten und kann an dessen Überraschung und Freude teilnehmen. Zum Valentinstag und zum 20-jährigen Bestehen einer Radiologie-Praxis hat zum Beispiel eine Mitarbeiterin eine solche musikalische Whatsapp-Botschaft für ihre Kollegen beauftragt, inklusive einer Botschaft vom Chef. Das Whatsapp-Video kam super an. In Ausnahmefällen fährt Frank Keller auch zum ersten Hochzeitstag bei dem betreffenden Paar vor und präsentiert die musikalischen Grüße an der Haustür.
»Sehr schön, sehr traurig«
»Sehr schön, aber auch sehr traurig« gestaltete sich ein Auftrag, der leider zum Doppel-Auftrag wurde. Bei einem jungen Hochzeitspaar hatte der Haibacher vor einigen Jahren auf der Hochzeit gespielt. Tragischerweise starb der Bräutigam bald darauf. Eine Nachbarin der jungen Witwe bestellte zum Valentinstag das Lied »Over the Rainbow« bei Frank Keller, um per Whatsapp den Wunsch zu überbringen, dass es ein Wiedersehen geben wird. Die musikalische Botschaft kam bei der jungen Frau als sehr positives und empathisches Zeichen an.
»Seit jeher gibt es Frank Keller als vom Herzen her Berufenen in Sachen Musik«, sagt der Vollblut-Musiker im Gespräch, als ihn die Reporterin nach seinen Anfängen fragt. Seine GmbH im eigenen Haus, die ihn und seine Projekte vermarktet, musste er von den Mitarbeitern her während der Corona-Zeit personell herunterfahren. Doch bei allem, was Keller musikalisch unternimmt, ist er nicht nur professioneller Musiker, sondern Künstler aus Überzeugung.
Preise gewonnen
Genauso »tickt« der 58-jährige Frank Metzner aus Krombach. Er ist Profi in Sachen Tonstudio. Im kleinen Kahlgrund-Ort kommen professionelle und nicht-professionelle Musiker vorbei, um hier etwas aufzunehmen. Das seit 2008 hauptberufliche Dreamland Tonstudio hat bereits einige Preise für die professionellen Produktionen eingefahren.
In Corona-Zeiten kam hier zum Beispiel Alfred Schmidt aus der Hofgarten-Klinik zu Besuch, um einen Titel zum Thema Corona aufzunehmen, was auf Youtube nachzuverfolgen ist. Was auch immer schon vor Corona möglich war, wurde laut Metzner während der Pandemie immer noch gut angenommen, auch wenn die Leute mehr auf die Kosten achten. Für Geburtstagsfeiern, goldene Hochzeiten oder sonstige Anlässe ist es eine tolle Idee, wenn ein musikalisches Geschenk auf CD für die Ewigkeit aufgenommen wird. Auch hier gibt es einige schöne Geschichten.
»Ich erinnere mich da an einen Junggesellen-Abschied mit acht Frauen, die hier zu Fuß von Rottenberg kommend einige Songs zusammen aufnahmen. Das war ein Riesen-Spaß für uns alle«, schreibt Metzner per Mail und hat gleich noch ein weiteres Beispiel: »Kürzlich war hier ein älterer Mann, der von seinem Sohn einen Tonstudio-Dreamland-Gutschein zum Geburtstag bekommen hatte für eine Aufnahme.«
Für den Vater in Island
In Zeiten des Nicht-Reisen-Könnens hat außerdem eine Kundin für ihren auf Island lebenden Vater eine CD eingesungen. Persönlicher geht es in Corona-Zeiten fast nicht mehr.
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