VG Schöllkrippen (Druckversion)

Vom Schloß zum Rathaus

Mit 2 Gebäudeflügeln, 2-stückig und rechtwinklig zueinander gestellt, flankiert von 2 Rundtürmen, und mit einem vorgebauten Treppenturm stellt das Gebäude einen harmonischen Baukörper dar, der auch innen recht geräumig ist. Mehrere Schießscharten an den Ecktürmen und die durchgehende steinerene Wendeltreppe sind noch aus dem 15. Jahrhundert. Im Inneren umfasst der Altbau fast 24 Zimmer in verschiedenen Größen und einen Saal, das jetztige Trauzimmer mit Mittelsäule, darunter 2 runde Räume im vorderen größeren Turm. Darunter befand sich früher ein Verließ.

Die Türme waren ursprünglich wohl höher und bewehrt. Sie reichen tief in den Boden hinein, da sie ursprünglich in einem Wehrgraben standen, der später zugefüllt wurde. Der Westflügel wurde erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts dazugebaut. Daß Meßtischblatt von 1847 zeigt an seiner Stelle einen viereckigen Wehrturm.

Ab 01.05.1978 bekam das ehemalige Schloß eine neue Aufgabe. Es wurde 1977/1978 mit einem Kostenaufwand von 447.700,00 DM (228.905,38 Euro) durch die Gemeinden der VG innen vollständig renoviert und mit einem neuen Treppenhaus versehen. Im Dachstuhl wurden Büro- und Archivräume eingebaut, ein Saal in Verwaltungsräume aufgeteilt und der Hof gepflastert.

Geschichte des Gebäudes

 Blick auf das alte Rathaus
Blick auf das alte Rathaus
 Neues Rathaus Schöllkrippen
Neues Rathaus Schöllkrippen

Während der Stauferzeit dienten diese Höfe als Versorgungsbasis der Gelnhäuser Kaiserpfalz; daher auch die Berichte über ein Jagdschloß Kaiser Friedrich Barbarossas. Mit der Verdrängung der Rienecker aus dem Kahlgrund übernahm ab 1325 Mainz diesen Platz, baute ihn zu einer Forsthufe aus und belehnte verschiedene Adelsgeschlechter damit. Am nördlichen Eckturm ist das Wappen des Kurfürsten und Erzbischofs Theodor (Dietrich) von Erbach mit seinen 3 Sternen und dem Mainzer Rad noch gut erhalten.

Während seiner Regierungszeit von 1443 bis 1459 wurde der größte Teil des jetzigen Baues errichtet und gleichzeitig die Schloßkapelle mit gebaut. Schloß, Sackhäuser mit ihren Zehntscheunen, Kapelle und das alte Geipelsche Gebäude am Ende der Marktstraße bildete nach 1450 den Kern einer Mainzer Verwaltung im Nordwest-Spessart. Von hier aus verwalteten die Laubmeister die Wälder im hiesigen Bereich des Mainzer Spessarts.

Das damalige Schloß muss man sich als Wasserburg innerhalb einer Garten- und Parkanlage vorstellen, in der auch die Kapelle mit ihrem Friedhof stand und als einziger Baum die Linde übrig geblieben war, welche am 26. November 1999 gefällt wurde. Um 1480 war die damals einflußreiche Familie Geipel mit Schöllkrippener Forsthufe belehnt und der Forstmeister über den gesamten Mainzer Spessart war Heinz Geipel, der auch nach 1480 das Rothenbucher Schloß als neuen zentralen Verwaltungssitz über den Spessartwald erbauen ließ.

Um 1530 war ein Dr. Dieter von Lauter kurmainzischer Rat, Besitzer des Schlosses und natürlich auch des Schloßfeldes und der Schloßwiesen. Im Schloß war das Jägergericht und besonders unter dem Herrn von Lauter das Centgericht untergebracht. Die große Wappentafel am Nordgiebel hat folgenden Text:  "ofgericht durch den C (Cent) richter Johann von Lauter den 5. Mai 1544". Darunter das Wappen des Johann von Lauter.

Damals war es ein Mittelpunkt in der Cent vor dem Spessart, besonders wurden hier die Streitigkeiten und Rechtsfragen des nordwestlichen Mainzer Spessarts ausgetragen. Aus dieser Zeit stammt ein gotisches Christophorus-Relief, das heute im Innenhof des Schlosses bewundert werden kann. Danach war das Schloß Witwensitz der weit verzweigten Familie Lauter und um 1600 immer wieder Amtssitz eines kurmainzischen Amtsvogtes wie ein Siegel aus dem Jahre 1667 dies bestätigt.

Ein Teil dieses ,Ampts`-Siegel ist heute Teil des Gemeindewappens. Im Jahre 1693 wurde der Edelmann Heinrich Gros im Schloßhof ermordet und sein Leichnam später im Verlies gefunden. Bis in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts hinein war dieses Schöllkrippener Amtsschloß im nordwestlichen Bereich der Cent vor dem Spessart und erst ab 1782 als das Amt nach Kaltenberg verlegt wurde, ging das Schloß mit seinen Liegenschaften in Privatbesitz über.

Der Kurfürst von Mainz gab es seinem Domsänger von Hauxladen zu eigen. Später erwarb es der Industrielle Karl Berk (Besitzer der Großkahler Glashütte und des Reuschberges). Um 1830 war es im Besitz des Kaufmannes Ehinger aus Frankfurt und danach erwarb es der Graf von Schönberg-Erbach, der um 1858 das Gebäude dem Königsreich Bayern verkaufte.

Bei der Gebietsreform 1858 wurde das königliche Landgericht Rothenbuch aufgelöst und aus der Hälfte der Gemeinden des kgl. Landgerichtes Alzenau das neue Landgericht Schöllkrippen gebildet. Bayern renovierte damals gründlich die Gebäude, ließ eine Gendarmeriestation mit Gefängnis nebenan bauen und die Umfassungsmauern erstellen.

Das Schloß war damals Verwaltungs- und Gerichtsmittelpunkt für die Einwohner der Gemeinden zwischen Breunsberg und Heinrichsthal, Huckelheim und Rottenberg. Nach der Trennung von Verwaltung und Gerichtsbarkeit am 10.11.1862 in Bayern wurde die Verwaltung nach Alzenau verlegt und im Schloß Schöllkrippen ein Amtsgericht mit Grundbuchamt eingerichtet. Dieses Amtsgericht war bis 1945 in Funktion.

Nach dem 2. Weltkrieg war ein Heimkehrerheim des Roten Kreuzes darinnen untergebracht und 1952 erwarb vom Freistaat Bayern der Markt Schöllkrippen dieses alte Gebäude als Rathaus.

http://www.markt-schoellkrippen.de//markt-schoellkrippen/gemeinde/geschichte/rathaus