Die "Jahrtausendlinde" von Schöllkrippen
Bis zum 26. November 1999 stand sie da, mit großer Krone, hoch gewachsen, doch leider hohl, dass sie aus Sicherheitsgründen gefällt werden musste: die alte Dorflinde von Schöllkrippen. Über ihr Alter konnte nur spekuliert werden, denn innere Fäulnis machte ein Auszählen der Jahresringe unmöglich. Irgendwo zwischen 160 und 300 Jahren wird es gelegen haben. Für Schöllkrippens Bürger von war klar, dass es im Ort eine neue Linde geben müsse, knüpfen doch viele Traditionen an den zentralen Dorfbaum an.
Mit einstimmigen Ratsbeschluss vom 13. Dezember 1999 wurde die Pflanzung einer neuen Linde beschlossen. Auf Anregung des Forstamtes Schöllkrippen wurde im Wurzelbereich der neuen Sommerlinde ein Krug mit Zeitdokumenten sowie folgenden Texten vergraben:
Heute am 14. Dezember 1999 wurde diese Linde ge- / pflanzt. In der Nacht zum Jahr 2000 wird sie von / den Bürgerinnen und Bürgern den Namen / Jahrtausendlinde bekommen. Sie wurde gepflanzt 2 m westlich des Standortes, an / dem über mehrere Jahrhunderte unsere / Vorgängerlinde stand. Dies geschah in der Zeit, als / Reiner Pistner Bürgermeister (1996-2020), Roland Eller Landrat, / Edmund Stoiber Bay. Ministerpräsident und / Gerhard Schröder Bundeskanzler war. / Der Urkundentext, der von allen Bürgerinnen und / Bürgern in der Nacht zum neuen Jahr unterzeichnet / wird, liegt bei.
Schöllkrippen den, den 14.12.1999
Reiner Pistner, Bürgermeister
Eine Urkunde mit folgendem Text wurde beigefügt: URKUNDE ZUR PFLANZUNG
DER JAHRTAUSENDLINDE IN DER SILVESTERNACHT ZUM JAHR 2000
Silvesternacht zum Jahr 2000
Heute, in der Silvesternacht zum Jahr 2000, wurde von den Bürgerinnen und Bürgern des Marktes Schöllkrippen an der Lukaskapelle eine neue Linde gepflanzt. Sie wurde gepflanzt als Nachfolgerin unserer alten Linde, die über Jahrhunderte hinweg stumme Zeugin Schöllkrippener Geschichte und Wahrzeichen des Marktes Schöllkrippen war.
Wann die alte Sommerlinde gepflanzt wurde, kann von uns nicht genau gesagt werden. War es bereits am 22.09.1682 als die Bewohner der Kahlgrundgemeinden wieder auf den Kurfürsten von Mainz vereidigt wurden? War es vielleicht 1783, als die Lukaskapelle in den Besitz der Bürger der ehemaligen Ortsteile Hofgut, Waag, Gasse und Schöllkrippen überging?
Oder war es 1814, als sich die Ortsteile zum Markt Schöllkrippen zusammenschlossen und die ganze Region zum Königreich Bayern kam? Wir wissen es nicht.
Immer aber war die alte Linde uns ein beliebter Treffpunkt und ein Zeichen unserer Zusammengehörigkeit. Nachdem der Schadensumfang seit mehreren Jahren gutachtlich festgestellt und die Genehmigung durch das Landratsamt eingeholt war, wurde sie am Freitag, den 26. November 1999, gefällt. Ableger der alten Linde sind noch im Freibadgelände zu bewundern. Die Linde befand sich in guter Gesellschaft anderer Ereignisbäume im Markt Schöllkrippen. Zu nennen ist die Freiheitslinde in Richtung Vormwald. Sie wurde gepflanzt am 18.10.1913 anlässlich des 100. Jahrestages des Völkerschlacht bei Leipzig. Sie musst 1947 erneuert werden.
Uns zur Mahnung steht seit 1933, dem Jahr der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, die Linde in der Bergstrasse in Schneppenbach aus dem Jahr 1916. Zu nennen ist auch die Vereinigungslinde die am 3.10.1990 vom Markt Schöllkrippen anlässlich der deutschen Wiedervereinigung in der Nähe des Sackhauses gepflanzt wurde. Die neue Linde, gepflanzt mit einem Stammumfang von 40 cm und einer Höhe von 6 m, trägt den Namen "Jahrtausendlinde".
Mit folgender Widmung soll sie uns Bürgerinnen und Bürger des Marktes Schöllkrippen in das neue Jahrtausend begleiten: Heute, in der Silvesternacht zum Jahr 2000, wünschen wir Bürgerinnen und Bürger des Marktes Schöllkrippen uns für die Zukunft Frieden, Freiheit und Gottes Segen. Alle Menschen, ob reich oder arm, jung oder alt, weiß oder schwarz, Mann oder Frau, sollen im Zeichen der Linde Heimat finden können. Unser Bestreben ist, die Souveränität unserer Heimat zu stärken, die Einigkeit unter uns zu bewahren und die Schönheit unserer ganzen Region zu erhalten.
Die Bürgerinnen und Bürger des Marktes Schöllkrippen
Reiner Pistner, Bürgermeister
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